Das Kloster wurde 1542 im Zuge der Reformation aufgehoben. Das
Klostervermögen wurde teilweise für den Unterhalt des
Neuburger Seminars für arme Studenten der Lateinschule herangezogen.
Im Zuge der Rekatholisierung wurde das Seminar unter Pfalzgraf Wolfgang
Wilhelm dem Jesuitenorden übergeben.
Die neue Kaplanei ist mit dem Aufblühen der Heilig-Kreuz-Wallfahrten
im frühen 18. Jahrhundert entstanden. Die Wallfahrten nahmen
nach mehreren Berichten über die Wunderkraft einer Bergener
Reliquie nach 1708 enorm zu. 1711 mussten insgesamt sechs Kapläne
für den Wallfahrtsbetrieb beschäftigt werden. In diesem
Jahr wurden 50.000 Kommunikanten in der Wallfahrtskirche gezählt.
Am Kreuzerhöhungsfest 1712 sollen 36 Priester gleichzeitig
in Bergen tätig gewesen sein.
Baubeginn war im Februar 1714, als man mit dem Steinebrechen beginnen
konnte. Es folgten Lohnauszahlungen bis zum 31. Oktober 1714, leider
ohne genauere Hinweise über die jeweiligen Bauabschnitte und
auf den Namen des Baumeisters. Insgesamt kostete der Neubau 2.173
Gulden und 8 Kreuzer.
Schon 35 Jahre später hatte die Beliebtheit der Bergener Wallfahrt
erheblich nachgelassen. Angeblich waren laut einer damals durchgeführten
Untersuchung der geringe "Eyfer und Tüchtigkeit"
des Pfarrers und der schlechte Lebenswandel der Kapläne schuld.
Tatsächlich waren in den Jahren zuvor Kapläne mit "Raufhändeln"
und ähnlichen "Excessen" in Wirthäusern aufgefallen.
Einige Zeit vor 1780 muss es schließlich zur Aufhebung der
Kaplanei gekommen sein.
Als das Seminar in finanzielle Schwierigkeiten geriet, bekam das
Neuburger Rentamt 1806 den Auftrag, die gesamten Liegenschaften
in Bergen zu versteigern. Die Auktion sollte am 25. September 1806
stattfinden. In einem Bericht wurde im Anschluss daran mitgeteilt,
dass die Liegenschaften des Seminars von dem Bergener Bierbrauer
und Tafernwirt Jakob Böhm, dem Bauer Jakob Spiegl sowie Joseph
Riedelsheimer ersteigert worden sind. Die drei Käufer sind
als "Compagnie" aufgetreten und haben die Liegenschaften
erst im Nachhinein geteilt. Jakob Böhm erwarb den größten
Teil, darunter auch das Kaplanshaus. Jakob Spiegl erwarb das ehemalige
Amtsdiener- und Schulhaus, das die Familie Spiegl bis heute selbst
bewohnt.
Der Bierbrauer Jakob Böhm hatte vermutlich keine rechte Verwendung
für das Haus mit dem dazugehörigen Schweinestall und verkaufte
es 1807 an ein Ehepaar. Das Haus wurde aufgeteilt, um eine Haushälfte
weiterverkaufen zu können. Beide Haushälften wechselten
in den nächsten Jahren in schnellem Wechsel den Besitzer. Keiner
fand länger Gefallen an der Kaplanei, bis der damalige Nachbar
und "Heiligenbauer" Josef Spiegl die eine Haushälfte
1907 und die andere 1909 erwarb. Seit knapp 100 Jahren gehört
die Kaplanei nun zum Anwesen unserer Familie.
|