Die Kaplanei in Bergen geht auf das Jahr 1431 zurück. Damals stiftete die Äbtissin des im Jahr 976 gegründeten Benediktinerklosters eine ewige Messe, zu der ein Kaplan ernannt wurde, der freie Wohnung und eine Reihe von Naturaleinnahmen beanspruchen durfte.

 

   

Das Kloster wurde 1542 im Zuge der Reformation aufgehoben. Das Klostervermögen wurde teilweise für den Unterhalt des Neuburger Seminars für arme Studenten der Lateinschule herangezogen. Im Zuge der Rekatholisierung wurde das Seminar unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm dem Jesuitenorden übergeben.

Die neue Kaplanei ist mit dem Aufblühen der Heilig-Kreuz-Wallfahrten im frühen 18. Jahrhundert entstanden. Die Wallfahrten nahmen nach mehreren Berichten über die Wunderkraft einer Bergener Reliquie nach 1708 enorm zu. 1711 mussten insgesamt sechs Kapläne für den Wallfahrtsbetrieb beschäftigt werden. In diesem Jahr wurden 50.000 Kommunikanten in der Wallfahrtskirche gezählt. Am Kreuzerhöhungsfest 1712 sollen 36 Priester gleichzeitig in Bergen tätig gewesen sein.

Baubeginn war im Februar 1714, als man mit dem Steinebrechen beginnen konnte. Es folgten Lohnauszahlungen bis zum 31. Oktober 1714, leider ohne genauere Hinweise über die jeweiligen Bauabschnitte und auf den Namen des Baumeisters. Insgesamt kostete der Neubau 2.173 Gulden und 8 Kreuzer.

Schon 35 Jahre später hatte die Beliebtheit der Bergener Wallfahrt erheblich nachgelassen. Angeblich waren laut einer damals durchgeführten Untersuchung der geringe "Eyfer und Tüchtigkeit" des Pfarrers und der schlechte Lebenswandel der Kapläne schuld. Tatsächlich waren in den Jahren zuvor Kapläne mit "Raufhändeln" und ähnlichen "Excessen" in Wirthäusern aufgefallen. Einige Zeit vor 1780 muss es schließlich zur Aufhebung der Kaplanei gekommen sein.

Als das Seminar in finanzielle Schwierigkeiten geriet, bekam das Neuburger Rentamt 1806 den Auftrag, die gesamten Liegenschaften in Bergen zu versteigern. Die Auktion sollte am 25. September 1806 stattfinden. In einem Bericht wurde im Anschluss daran mitgeteilt, dass die Liegenschaften des Seminars von dem Bergener Bierbrauer und Tafernwirt Jakob Böhm, dem Bauer Jakob Spiegl sowie Joseph Riedelsheimer ersteigert worden sind. Die drei Käufer sind als "Compagnie" aufgetreten und haben die Liegenschaften erst im Nachhinein geteilt. Jakob Böhm erwarb den größten Teil, darunter auch das Kaplanshaus. Jakob Spiegl erwarb das ehemalige Amtsdiener- und Schulhaus, das die Familie Spiegl bis heute selbst bewohnt.

Der Bierbrauer Jakob Böhm hatte vermutlich keine rechte Verwendung für das Haus mit dem dazugehörigen Schweinestall und verkaufte es 1807 an ein Ehepaar. Das Haus wurde aufgeteilt, um eine Haushälfte weiterverkaufen zu können. Beide Haushälften wechselten in den nächsten Jahren in schnellem Wechsel den Besitzer. Keiner fand länger Gefallen an der Kaplanei, bis der damalige Nachbar und "Heiligenbauer" Josef Spiegl die eine Haushälfte 1907 und die andere 1909 erwarb. Seit knapp 100 Jahren gehört die Kaplanei nun zum Anwesen unserer Familie.



Alte Kaplanei | Martin Spiegl | Kirchplatz 8-10 | 86633 Neuburg
Tel. 0 84 31 - 64 76 0 | Fax 0 84 31 - 64 76 20 | info@altekaplanei.de
Täglich ab 11 Uhr geöffnet, Montag und Dienstag Ruhetag, außer an Feiertagen und bei Gruppenreservierungen.